Gallensteine sind in westlichen Industrienationen weit verbreitet. Geschätzt jeder Fünfte ist davon betroffen. Viele betroffene Menschen ahnen nichts davon, solange ihr Stein keine Beschwerden verursacht. Manchmal wird der Stein aus einem anderen Anlass als Nebenbefund bei einer bildgebenden Untersuchung wie Röntgen oder Sonografie des Bauchraumes entdeckt.
Eine Gallensteindiagnose führt oft nicht sofort zu einer Operation. Bei Beschwerdefreiheit sehen viele dafür keinen Anlass. Sogar beim Auftreten von Bauchschmerzen bis hin zu Koliken nehmen Patienten von einer Gallenblasenentfernung gern zunächst Abstand. Schließlich klingen die Beschwerden wieder ab, zumindest anfangs. Zu dem Zeitpunkt verdrängen viele gedanklich noch ihren Stein und vertagen seine operative Entfernung auf unbestimmte Zeit. Vielleicht war es ohnehin nur eine einmalige Kolik? Auf solch eine eher trügerische Hoffnung sollte man sich jedoch besser nicht verlassen. Ein Gallenstein oder auch mehrere können zwar lange Zeit stumm bleiben, durchaus auch mal über das gesamte weitere Leben. Sie bedeuten allerdings ein ständiges Risiko und begünstigen obendrein Gallenblasenentzündungen. Schon beim nächsten Auftreten von Beschwerden kann die Situation innerhalb kurzer Zeit bis zur sofortigen Noteinweisung ins Krankenhaus eskalieren.
Im eigenen Interesse empfiehlt sich hier umsichtiges Handeln, indem man eine Gallenblasenentfernung rechtzeitig einplant und umsetzt. In der modernen Bauchchirurgie zur Gallenblasenentfernung hat sich die sogenannte Schlüssellochchirurgie als minimalinvasive Chirurgie bewährt. Inzwischen hat diese OP-Technik der Gallenblase die hier früher üblichen Methoden der Bauchchirurgie weitgehend ersetzt.
Ich bin Chirurgin mit Spezialisierung auf Minimalinvasiv-Chirurgie, unter anderem im hier gefragten Bereich der Leber und Gallenwege. Meine umfassende Ausbildung und reiche Erfahrung sichern meinen Patienten das beruhigende Know-how einer Expertin auf ihrem Gebiet.
Gallensteine: Ursachen und Risiken
In der Alltagssprache ist häufig von der Galle die Rede, wenn die Gallenblase gemeint ist. Medizinisch korrekt bezeichnet „Galle“ die im Hohlorgan Gallenblase enthaltene Gallenflüssigkeit. Die Galle gelangt von ihrem Entstehungsort in der Leber direkt in die darunter befindliche Gallenblase, die ihr als Depot dient – bis zum Einsatz der Gallenflüssigkeit im Fettverdauungsprozess. Hierzu führt aus der Gallenblase der Gallengang in den Zwölffingerdarm, wo die Gallenflüssigkeit mit ihrer Aufgabe beginnt.
Wie es zu Steinen in der Gallenblase kommt
Bei Gallensteinen handelt es sich um kristallisierte oder verklumpte Gallenflüssigkeitsanteile: fast immer Cholesterin – rund 80 % aller Gallensteinfälle in Österreich, ansonsten Bilirubin als ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin und gelegentlich Mischtypen aus beiden Substanzen. Anfangs noch kleine Steine, können diese bis auf über Murmelgröße heranwachsen. Ihre Gestalt ist kugelförmig, länglich oder unregelmäßig, wobei eventuelle Kanten meist abgerundet sind.
Die Bildung von Gallenblasensteinen hängt überwiegend mit einer kalorienreichen, dabei oft überdurchschnittlich fetthaltigen Ernährung zusammen, dazu Übergewicht und Bewegungsmangel. Vereinzelt besteht außerdem eine genetische Veranlagung. Hierbei liegt die Gallensteinneigung an einer steinfördernden Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit.
Insgesamt lassen sich sechs Faktoren identifizieren, die eine Gallensteinbildung begünstigen. Die daraus abgeleitete 6-F-Regel stammt ursprünglich aus der englischen Medizin und lautet ins Deutsche übertragen:
- female: Frauen
- fair: blond + hellhäutig
- fertile: fruchtbar
- fat: übergewichtig
- forty: über 40 Jahre alt
- family: familiäre Veranlagung
Die genannten Faktoren bezeichnen Eigenschaften, von denen meist gleich mehrere auf den Großteil der Gallensteinpatienten zutreffen. Tatsächlich sind zum Beispiel überwiegend Frauen betroffen. Die 6-F-Regel zeigt aber lediglich eine Tendenz auf. Es können auch Männer, Jüngere und Schlanke sowie Menschen sämtlicher Haut- und Haarfarben von Steinen in der Gallenblase betroffen sein.
Welche Risiken gehen von Gallensteinen aus?
Obwohl viele Gallenblasensteine häufig keinerlei Beschwerden bereiten, können aus solchen eher zufällig entdeckten sogenannten „stummen Steinen“ eines Tages „sprechende Steine“ werden. Erste Warnsignale sind meistens Druck oder Schmerzen im rechten Oberbauch bis hin zur krampfartigen, heftig schmerzenden Gallenkolik – insbesondere nach fetthaltigen Mahlzeiten. Völlegefühl, Aufstoßen, Übelkeit und Erbrechen begleiten häufig derartige Episoden, deren Dauer von einigen Minuten bis mehreren Stunden reicht. Auch wenn solche Ereignisse von selbst oder nach Medikamenteneinnahme wieder enden, sollten Betroffene dann bereits über eine Gallenblasenentfernung nachdenken.
Ständige Gallensteinreizung führt leicht zu einer Gallenblasenentzündung. Vor allem die Größe und Lage der Steine sind für Gallenblasenbeschwerden verantwortlich. Schon ein einzelner vor dem Gallengang liegender großer Stein versperrt den Weg zum Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm. Aus der Leber fließt jedoch kontinuierlich neu gebildete Galle in die Gallenblase nach. Es kommt zum Stau beziehungsweise zur Überfüllung der Gallenblase. Auf den steigenden Druck der Gallenflüssigkeit gegen die Gallenblasenwand reagiert diese zuerst mit einer Wandverdickung. Es kann zur Bildung einer Phlegmone kommen, bei der sich die Gallenblasenwand allmählich auflöst und die Flüssigkeit in den freien Bauchraum austritt. Ebenso aufstauend wirken kleinere in den Gallengang gelangte Gallenblasensteine, wo sie den Abfluss der Gallenflüssigkeit behindern.
Gelegentlich verändern ungünstig in der Gallenblase liegende Steine ihren Ort wieder zum Besseren. Bleibt jedoch der Abfluss der Gallenflüssigkeit versperrt, wird sich das Befinden innerhalb weniger Stunden dramatisch verschlechtern. Außer der Abflussbehinderung besteht meistens noch eine bakterielle Gallenblasenentzündung. Typische Symptome sind:
- andauernde starke Schmerzen im rechten Oberbauch
- krampfartige bis kolikartige Bauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Appetitverlust
- Schweißausbrüche
- Schüttelfrost
- Fieber
- mittel- bis dunkelbrauner Urin
- Gelbsucht
Das extreme Unwohlsein tritt in der Regel spontan auf und erfordert eine umgehende Einweisung ins Krankenhaus.
In so einer Situation ist das Allgemeinbefinden häufig so schlecht, dass es schwerfällt, vor dem Krankenhausaufenthalt noch anstehende wichtige Angelegenheiten zu regeln. Eine in Ruhe geplante Operation hilft, solchen Stress zu vermeiden.
Eine Gallenblasenentfernung befreit einen Patienten schnell von Gallenblasenbeschwerden. Die dafür heute meistens eingesetzte minimalinvasive Chirurgie ist schonend und risikoarm.
Gibt es nichtoperative Methoden zur Beseitigung von Gallenblasensteinen?
Gallensteinpatienten fragen häufig, ob die Beseitigung ihrer Steine wie bei Nierensteinen mit einer Stoßwellentherapie möglich ist. Allerdings ist eine Gallensteinzertrümmerung nur bei maximal zwei vorhandenen Steinen und bis zu einer Steingröße von etwa einem Zentimeter möglich. Die Erfolgsquote beträgt lediglich 50-70 %. Beim Abgang der Steine über den üblichen Weg Richtung Zwölffingerdarm wie bei der Gallenflüssigkeit besteht die Gefahr, dass sich Gallensteintrümmer im Gallengang verkeilen und so ein neues Abflusshindernis bilden. Eingeschränkt sind auch die Behandlungserfolge bei einer ebenfalls häufig nachgefragten medikamentösen Gallensteinbeseitigung. Zum einen kommen hierfür nur reine Cholesterinsteine infrage, zum anderen dauert diese Behandlungsart lange – eventuell bis zu mehreren Jahren.
Allen nichtoperativen Methoden ist gemeinsam, dass sie – mit Einschränkungen – zwar aktuelle Beschwerden lindern können, aber keinen langfristigen Erfolg versprechen. Bei wem es einmal zur Gallensteinbildung kam, bilden sich beim Erhalt der Gallenblase oft erneut Gallenblasensteine. Dauerhafte Abhilfe bringt einzig die Entfernung der Gallenblase als Ursache der Symptome. Die gut verträgliche minimalinvasive Operationstechnik hat sich gegenüber diesen weitaus weniger erfolgreichen alternativen Behandlungsmethoden allgemein durchgesetzt.
Gallenblasenentfernung per Schlüssellochchirurgie
Wenn Gallensteinbeschwerden auftreten, ist eine operative Entfernung der Gallenblase ratsam. Es bleibt nämlich höchst selten bei nur einem Schmerzereignis. Dabei fallen die Verläufe von Gallenblasenbeschwerden sehr unterschiedlich aus: Während einige Menschen über Jahre Gallenkoliken mit längeren Pausen dazwischen erleben, kann bei anderen nach nur ein oder zwei Episoden das Geschehen plötzlich bis zum medizinischen Notfall entwickeln. Niemand kann sich also darauf verlassen, dass sich steinbedingte Gallenblasenbeschwerden auf ein bestimmtes überschaubares Niveau einpendeln oder nur allmählich steigern, bis eine Operation sinnvoll erscheint. Nein, eine solche Situation ist stets unberechenbar.
Mit wiederkehrenden Beschwerden sowie einer Gallenblasenentzündung macht nur eine Operation endgültig Schluss. Bei der Schlüssellochtechnologie handelt es sich um einen überaus schonenden operativen Eingriff von circa 30-40 Minuten Dauer, ausgeführt in Vollnarkose. Patienten spüren also nichts während der Operation.
Wie die Schlüssellochchirurgie bei einer Gallenblasenentfernung funktioniert
Zur Entfernung der Gallenblase über eine minimalinvasive Operation verwende ich als Chirurgin die SILS-Technik. „SILS“ ist die Abkürzung für „Single Incision Laparoscopic Surgery”, also eine laparoskopische beziehungsweise minimalinvasive Operationsmethode mit hier nur einem Schnitt. Im Vergleich zur ursprünglichen minimalinvasiv durchgeführten Cholezystektomie – der Entfernung der Gallenblase – mit mehreren, meistens vier, winzigen Bauchschnitten mit entsprechend kaum sichtbaren Narben, hinterlässt die SILS-Technik überhaupt keine Spuren: Ihr einziger Schnitt erfolgt im Bauchnabel. Die dabei entstehende kleine Narbe verschwindet wortwörtlich in der Versenkung – am Grund des Bauchnabels, der selbst bekanntlich eine Geburtsnarbe ist.
Der Bauchnabelschnitt ermöglicht das Einführen sämtlicher für die Operation benötigten Utensilien. Die eingelassene kleine Spezialkamera bildet die Verhältnisse in der Bauchhöhle auf einem Monitor für mich und mein OP-Team übersichtlich ab. Ebenso gelangen die zur Herausnahme der Gallenblase benötigten Instrumente durch diese Öffnung zum Operationsgebiet. Die Geräte sind mit ihrer Form exakt auf die anspruchsvolle SILS-Technik abgestimmt: Die neu entwickelten Spitzen der Instrumente sind bis zu 80° abwinkelbar, zudem können die Instrumente frei rotieren, sodass sie sich nicht gegenseitig behindern. Nach Beendigung des Eingriffs und Entfernung von Kamera und Instrumenten wird der Schnitt sorgfältig vernäht.
Bei der SILS-Operationstechnik handelt es sich um die fortschrittlichste Methode der Minimalinvasiv-Chirurgie. Sie bringt Patienten zur Entfernung der Gallenblase mehrere Vorteile:
Der schonende Eingriff erfolgt als tagesklinischer Eingriff, von dem sich die Patienten rasch erholen. Schmerzen sind eher gering, bei Bedarf mit Medikamenten gut behandelbar und hören bald ganz auf. Die Entlassung aus dem Krankenhaus nach dieser minimalinvasiven operativen Entfernung der Gallenblase erfolgt normalerweise noch am selben Tag, spätestens am Folgetag.
Moderne Schlüssellochchirurgie nach der SILS-Methode ist ein schonenderer, komplikationsärmerer Eingriff als die Variante mit vier kleinen Schnitten und erst recht als die offenen Bauchoperationen von früher. Die erprobte SILS-Operationstechnik hinterlässt aufgrund ihres Zugangs über den Bauchnabel keine sichtbare Narbe. Insgesamt bietet der Heilungsprozess weitere überzeugende Vorteile: Die Operationswunde ist minimal und verheilt zügig. Das Risiko für spätere Verwachsungen und Narbenbrüche ist sehr gering.
Die minimalinvasive Gallenblasenoperation ermöglicht eine relativ schnelle Wiederherstellung der vollen körperlichen Belastbarkeit. Empfohlen wird eine körperliche Schonung von bis zu vier Wochen nach der Operation. Insbesondere Sport und Anstrengungen wie das Tragen schwerer Lasten – darunter Einkaufstaschen – sollten unbedingt so lange nach der Operation unterbleiben.
Duschen ist bereits kurz nach der OP problemlos möglich, denn die winzige Operationswunde lässt sich ganz einfach mit wasserdichtem Pflaster gegen eindringendes Wasser schützen. Mit Vollbädern sollten Patienten hingegen noch warten, bis alles verheilt ist.
Wie lebt es sich ohne Gallenblase?
Zu den allgemeinen Überlegungen rund um die Operation zur Entfernung von Gallenblasensteinen und der Gallenblase selbst gesellen sich bei vielen Patienten Fragen wie: Ist das Leben ohne Gallenblase womöglich mit lebenslangen Einschränkungen verbunden? Sind Verdauungsprobleme zu erwarten? Ist eine spezielle Diät erforderlich?
Die Fragen sind verständlich, denn die Gallenblasenflüssigkeit spielt schließlich eine bedeutende Rolle in der Fettverdauung. Obwohl die Depotfunktion der Gallenblase wegen ihrer Entfernung künftig nicht mehr gegeben ist, funktioniert die Fettverdauung weiterhin problemlos. Die Gallenflüssigkeit gelangt nun sofort direkt in den Darm. Dadurch erübrigt sich eine Diät. Patienten merken nicht, dass sie keine Gallenblase mehr haben – außer, dass sie ab jetzt von Gallenbeschwerden verschont bleiben.
Kontaktieren Sie mich gern!
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Weiterführende Links:
https://www.netdoktor.at/krankheiten/gallensteine/
https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-die-gallenblase.html
https://www.mariahilf.de/de/UserFiles/110/de/pdf/2016-10-28_galle.pdf
https://www.khporz.de/de/fachbereiche-und-zentren/allgemeinchirurgie/bauchchirurgie/gallensteine.html
https://www.aachener-zeitung.de/ratgeber/gesundheit/kolik-nach-fetter-kost-schluesselloch-chirurgie-gegen-gallensteine_aid-27269497